
Zadziwia wycena i zadziwia cena wylicowana o 50% mniej od górnych widełek. Czyżby Niemcy mało cenili Bellotta? Może inne czynniki sprawiły, że obraz praktycznie ‘spadł’ z tej aukcji. Nie potrafię wytłumaczyć dlaczego obraz Bellotta nie znalazł się na aukcji w Christies, gdzie wycena podobnej wymiarami pracy, o dokładnie udekumentowanej proweniencji, to ok 10 milionów funtów a u Hampla taka klapa. Why??????????????? Spora sztuka by to zrozumieć zwłaszcza, że bezinteresonych entuzjastów (tj. grająch cudzymi pieniędzmi), reklamujących tę pracę w Polsce nie brakowalo.
PS. Moja wielokrotnie artykułowana na tych łamach obserwacja: im więcej tekstu katalogowego tym gorzej dla pracy, znowu się potwierdziła.
Lot 177. Bernardo Bellotto, genannt “Canaletto”, 1721 Venedig “” 1780 Warschau. DER NEUMARKT IN DRESDEN MIT BLICK AUF DIE FRAUENKIRCHE. Öl auf Leinwand. 62 x 96 cm. Dem Gemälde ist eine ausführlich dokumentierte Expertise beigegeben, von Dario Succi, Gorizia, mit Vergleichs- und weiteren Literaturangaben. Der Betrachterstandpunkt ist aus einem erhobenen Geschoss eines Gebäudes am Jüdenhof, einem intimen Nebenplatz des Neumarktes anzunehmen. Hauptmerkmal ist dabei die mit hoher Kuppel aufragende Frauenkirche, 1726-43 von George Bähr errichtet, kriegszerstört und erst in den letzten Jahren wieder aufgebaut. Ihr kurzer Seitenarm ragt zwischen den Kaufmannsgebäuden hervor. Rechts davon riegelt die Alte Hauptwache den Platz ab, ein niedriger, längsziehender Bau, ehemals, “Corps de Garde” oder Altstädter Wache, mit Laubengang, 1715 errichtet, allerdings bereits nach Schäden des Siebenjährigen Krieges dann 1766 abgerissen. Mehrere Gemälde Belottos, darunter das hier vorliegende, haben dieses Gebäude vor Vergessenheit bewahrt, als Erinnerung an ein untergegangenes Baudenkmal der Stadt. Es sind nicht zuletzt die hier genannten Bauten, die eine Datierung des Gemälde präzisieren lassen, also ab 1745 und vor 1749, als der Stich erschienen ist. Von den bekannt gewordenen Versionen der Dresdener Neumarktvedute darf wohl jene Ausführung als erste gesehen werden, die den Platz mit dem Einzug König Augusts III, in seiner goldenen, achtspännig gezogenen Kutsche mit entsprechendem Gefolge zeigt. Diese Version dürfte auch im Auftrag des Herrschers erfolgt sein, der als Sohn Augusts des Starken nach seiner Thronbesteigung 1733 Dresden eigentlich erst zum höchsten Glanzpunkt geführt hat, durch seine berühmten Gemäldesammlungen, Förderung der Oper von Weltruhm und Bereicherung der Stadt durch Prachtgebäude. Die vorliegende Variante zeigt den Platz nun mit reicher Figurenstaffage, als Wiedergabe des alltäglichen Lebens in der Barockstadt. Dadurch wird das Schauinteresse weit mehr auf die Platzarchitektur gelenkt. So nimmt auch das links im Sonnenlicht stehende “Johanneum” einen prominenten Stellenwert ein, ein Bau von Paul Buchner, 1747 als Gemäldegalerie errichtet, der die berühmten Bildersammlungen Augusts enthielt, die dann erst 1855 in einen Semperbau transferiert wurden. Die vorgelegte Treppe war für das Erreichen des Obergeschosses zu Pferde gedacht. Von der bekannteren, auch im Stich verbreiteten Version nimmt die Forschung an, dass Bellotto zum Zweck der würdigen Präsentation des prunkvollen Kutscheneinzuges des Auftraggebers den Platzraum größer dargestellt hat, als er wirklich ist. Diese Vorgehensweise einer künstlerischen Freiheit findet sich im 18. Jahrhundert nicht selten. Jüngere kunsthistorische Forschung durch Stefan Herzig hat den Sachverhalt geklärt (siehe Montage): Bellotto hat das Gebäude rechts im Bild, den Giebelbau des alten “Gewandhauses”, weiter nach rechts gerückt, sodass die nach hinten aus dem Platz ziehende Pirnaische Gasse sichtbar wird, was perspektivisch eigentlich nicht möglich wäre, dies jedoch, um dem Kutschengespann weiteren Raum zu geben. Doch damit ist auch im vorliegenden Bild eine gesamtheitliche Vedute ermöglicht worden. Auch das das alte zweigiebelige Gewandhaus rechts ging im Zuge des Abrisses der Wache 1766 verlustig, später nicht wieder aufgebaut und erst in neuester Zeit durch einen Hotelbau ersetzt. Das Gemälde ist eines der wesentlichen und bedeutenden Dokumente des barocken Dresden. Neben der Wiedergabe der alten Stadtbaustruktur sind hier auch die zahlreichen Personen auf dem Platz, einzeln oder in Gruppen gezeigt, lebendige Erinnerungen an die städtische Gesellschaft der Rokokozeit. Szenen, in denen sich Handwerker mit ihren Geräten ebenso finden wie Höflinge, Kinder oder spielende Hunde, immer bietet die Darstellung dem Auge eine lebendige Sicht auf das Dresden des 18. Jahrhunderts. Die Feinheit der Pinselführung gibt zudem auch die architektonischen Details in akribischer Genauigkeit wieder. Bellotto, der neben Dresden auch die Städte Warschau und Wien verewigt hat, war der Neffe des seinerzeit schon berühmten Vedutenmalers Giovanni Antonio Canal, genannt Canaletto (1697-1768). Dieser hatte sein Talent schon früh entdeckt und ihn in seine Werkstatt aufgenommen. 1738 wurde er Zunftmitglied in Venedig. Die Pinselhandschrift von Onkel und Neffe ist oft schwer zu unterscheiden. Laut Kowalczyk lässt sich bei Bernardo eine härtere, kontrastreichere Auffassung in den Architekturdetails feststellen, was auch auf unser vorliegendes Werk zutrifft. In Dresden von August III gerufen und vom Ersten Minister Graf Heinrich von Brühl unterstützt, wurde er alsbald Dresdener Hofmaler, mit einem nicht unerheblichen Jahresgehalt. Dazu übernahm das Königspaar auch die Patenschaft für die Kinder des Malers. Der Hauptzyklus von 14 Dresdener Veduten befindet sich in der dortigen Gemäldegalerie, die Bilder entstanden bis 1754. Davon wurden 13 im Auftrag des Grafen Brühl in gleicher Größe nochmals wiederholt, sodass Bellotto erst ab 1753 sich der Veduten der Nachbarstadt Pirna annehmen konnte. Erst nachdem ab 1760 die Aufträge nachließen, begab er sich nach Warschau an den Hof des neuen polnischen Königs Stanislaw II. Auch dort schuf er Veduten, in denen die zeitgemäße Figurenstaffage nun einen wichtigen Platz in der Bildauffassung einnehmen sollte, von denen viele sich sogar als identifizierbar erwiesen haben. Inwieweit solches auch bei vorliegendem Dresdenbild zutrifft, wurde bislang noch nicht geklärt. A.R. Literatur: Andreas Henning, Sebastian Oesinghaus, Sabine Bendfeldt, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Gemäldegalerie Alte Meister (Hrsg.): Bernardo Bellotto: Der Canaletto-Blick. Sandstein Verlag, Dresden 2011. Angelo Walther, Bernardo Bellotto genannt Canaletto: ein Venezianer malte Dresden, Pirna und den Königstein. Verlag der Kunst, Dresden 2006. Stefan Kozakiewicz, Bellotto, Bernardo, in: Alberto M. Ghisalberti (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Bd 7: Bartolucci-Bellotto. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 1965. Und 1972; dort Bd. II, Nr. 297, 301.). Alberto Rizzi, Bernardo Bellotto, Dresda, Vienna, Monaco, 1996, S. 143. (1240595). Estimate 500,000 – 700,000 euro. Hampel.09/25/20. Sold 350,000 euro.