
Lot 226. Kubicki, Stanislaw (Ziegenhain 1889 – 1942 Warschau). Blühender Kaktus. Öl auf Leinwand. Um 1930. 90,6 x 68 cm. Gerahmt. Verso auf einem Etikett von fremder Hand betitelt. Estiamate 40,000 euro. Dr. Lehr. 10/28/23. Sold 125,000 euro
Provenienz: Aus dem Nachlass von Margarete Kubicka und Stanislaw Kubicki. – Ausgestellt in: Sonderausstellung der Juryfreien. 6. Reihe. Galerie der Juryfreien, Berlin 1931 (zu sehen auf einer zeitgenössischen Fotografie der Ausstellungsräume, diese abgebildet u.a. in: Lidia Gluchowska, Avantgarde und Liebe. Magarete und Stanislaw Kubicki 1910-1945, Berlin 2007, Abb. 25, S. 71) sowie in: Frühjahrsausstellung in der Kamillenstraße. Berlin, Kunstamt Steglitz, 1946, Katalog-Nr. 105.
Gemeinsam mit 35 weiteren Arbeiten präsentierte Stanislaw Kubicki vorliegendes Gemälde 1931 in einer Sonderausstellung der Juryfreien. Diese wurde in einer detaillierten Rezension der Weltkunst von Eckardt von Sydow besprochen: ”Figuren, Tierbilder, Pflanzen, Stadtbilder sind in ornamental zerlegender und zugleich aufbauender Weise konstruiert. Ein tiefes lyrisch-mystisches Gefühl für Tier und Pflanze füllt das ornamenthafte Gefüge mit symbolkräftigem Gehalt.” Noch im selben Jahr erläuterte von Sydow in der Prager Zeitschrift ”Volné Smery”, Kubicki ”sei einer der wenigen Repräsentanten dieser Richtung”, der anders als die anderen nicht ”mit einem Rückzug endete oder in das Wasser eines reinen Dekorativismus einmündete.[…] Das Werk Kubickis weist ein zweifelloses Übergewicht des Intellekts auf, aber auch eine intuitive Art des gemeinsamen Erlebens von pflanzlichem und animalischem Leben, eine Art, wie man sie seit geraumer Zeit nicht mehr auf Ausstellungen gesehen hat.” (zitiert nach: Lidia Gluchowska, 2007, S. 240 ff.)
Vorwiegend mit Kosmologie beschäftigt, schuf Kubicki seine durch Diagonalen und pointierte stakkatohafte Pinselstriche geprägten Arbeiten zwischen 1927 und 1931 in der Stille der Berliner Hufeisensiedlung in Britz. Seine Theorien publizierte er in der Zeitschrift ”a-z” der Kölner Progressiven im Rheinland. Franz Seiwert schrieb über das Werk seines Freundes ”… die darstellung der natürlichen gegebenheit wird zwangsläufig erweitert zur sinnbild-form”, die Bilder seien Manifeste der Ordnung einer idealen Welt. Kubicki suchte den Baustein des Lebens und schuf mit seinen geometrischen, semi-abstrakten Farbfeldern dynamische Protokolle seiner metaphysischen Studien. Er schrieb zu seinen Bildern: ”Und wer zu hören versteht, / dem singt die Wiese, / ein blumiger Abhang / oder der duftende Saum des Waldes / ein tausendstimmiges Lied.” (Zitate aus: Stanislaw Kubicki – Pflanzenzeichnungen. Berlin, Eigenverlag, 1959, ohne Seitenangaben)
Ein kleines Löchlein sowie eine minimale Kratzspur.
To druga część dorobku artysty wyprzedawanego przez rodzinę w tym samym domu aukcyjnym. W kwietniu ubiegłego roku jego Bocian osiagnął 130,000 euro (https://polishartcorner.com/2022/04/30/stanislaw-kubicki-1889-1942/). Prace Stanisława Kubickieg na obecnej aukcji, o technice nazywanej ‘pointylistycznymi mozaikami’ są dobrze udokumentowane w literaturze i pochodzą z lat 30-tych. Artysta został zamordowany przez Niemców.

Lot 227. Kubicki, Stanislaw (Ziegenhain 1889 – 1942 Warschau). Der Heilige und die Tiere III. Öl auf Leinwand. Um 1932. 110 x 144,5 cm. Gerahmt. Estimate 120,000 euro. Dr. Lehr. 10/28/23. Sold 170,000 euro
Provenienz: Aus dem Nachlass von Margarete Kubicka und Stanislaw Kubicki. – Der Künstler wurde 1932 von Raoul Hausmann vor dem Bild fotografiert (abgebildet u.a. in: Lidia Gluchowska, Avantgarde und Liebe. Margarete Kubicka und Stanislaw Kubicki 1910-1945, Berlin 2007, S. 261). – Das Gemälde abgebildet in: Lidia Gluchowska, Roger Loewig – Stanislaw Kubicki. Inseln der Menschlichkeit, Berlin 2003, S. 60; Lidia Gluchowska, Avantgarde und Liebe. Margarete Kubicka und Stanislaw Kubicki 1910-1945, Berlin 2007, S. 197.
”Der Heilige und die Tiere” verbildlicht die Möglichkeit eines arkadischen Zusammenlebens aller Wesen in einem idealen Universum und sucht in den elementaren Strukturen der Natur das Absolute und Ewige. Das Werk ist somit ein Gegenentwurf zu den politischen und kämpferischen Verwerfungen der frühen 30er Jahre, also genau zu der Zeit, als vorliegendes Gemälde entstand. Der spätere Widerständler Kubicki hoffte damals noch auf eine gnostisch pantheistische Lösung. Seine Frau schrieb zu dem Bild: ”Soviel Schwermut liegt in seinen Bildern, soviel noch nicht gelöste Urkraft und eben das Verlangen nach Klarheit. Auf dem Bild ‘Der Heilige und die Tiere’ ist er ganz menschenfern, schmerzvoll setzt der Katholik in ihm das hellende Kreuz hinter den Kopf. Schwermut aber ist erdhaftend, so ruft er die Tiere, die ihn wärmen, schützen, den Atem der Urgeburt ausströmen – – – und nur ins dunkelnde Auge dringt die Unkenntnis der Ewigkeit. So bleibt der Heilende doch ungeschützt vor dem Sein. Ihm bleibt die Entscheidung – Weg oder Wirrnis.” (Margarete Kubicka, zitiert nach: Lidia Gluchowska, 2007, S. 197)
Lidia Gluchowska, die die Analogien zwischen dem Werk Franz Marcs und Stanislaw Kubickis detailliert hinterfragte, kam zu dem Schluss: ”Daß es in seiner Bildwelt mehr Tiere und Pflanzen als Menschen gibt, scheint ein Gegenentwurf zum Anthropozentrismus traditioneller Malerei zu sein, aber er strebt, im Gegensatz zu Marc, keinesfalls eine ‘Animalisierung’ der Kunst an. In den auf die kosmische Ordnung bezogenen Werken beider Kubickis kommt das pantheistische Element zum Tragen. In den Tier- und Pflanzenbildern Stanislaw Kubickis, die zusammen mit seinen theoretischen Äußerungen und seinen Gedichten eine Art kosmologisches System bilden, ist obendrein das Franziskanische deutlich ausgeprägt.” (Lidia Gluchowska, 2007, S. 240 ff.)
In diesem großformatigen Hauptwerk greift Kubicki auf Bildmotive aus seinen früheren Arbeiten zurück: Den Menschen mit dem aufgestützten Kopf im Zentrum kombinierte er mit einem Gnu, einem Gayal und einer Hirschkuh – alles Lebewesen, die ihn bereits in den späten 20er Jahren beschäftigten. Mit stakkatohaften Pinselstrichen und rayonistischen Elementen verwob er Mensch und Tier kompositorisch ineinander und ordnete die Elemente in eine pyramidale Struktur, die bei aller energetischen Dynamik der Diagonalen und Vertikalen dem Bild Stabilität und Ruhe verleiht. Dunklere Farbtöne in der unteren Bildhälfte erden das Werk, hellere Blau- und Grüntöne stehen für Himmel und Pflanzen und bilden so eine Synthese der kosmologischen und metaphysischen Grundidee, die Kubicki in seinen Bildern, naturphilosophischen Texten und Gedichten zum Ausdruck brachte.
Die Leinwand mit einer fachmännisch restaurierten Läsur. Retuschen und leichtes Craquelé.